Das Reiskorn

Teil X – Sing when you are winning

April 13, 2010
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Vorwort: Es tut mir Leid, dass dieser Eintrag so lange auf sich warten ließ – fast einen Monat ist hier nichts mehr geschrieben worden. Der Bärenteil des folgenden Eintrags stand dabei schon fast genauso lange, nur eine Vielzahl von Aufgaben, nun eigentlich genauer die Notwendigkeit diese Aufgaben zu erledigen und mein Mangel an Disziplin dieser Notwendigkeit nachzukommen, hielt mich davon ab dem Reiskorn näher zu widmen. Das will ich ändern und beabsichtige von nun an wenigstens jeden Sonntag einen neuen Eintrag zu publizieren.

Als kleine „Entschädigung“ gibt es neben dem längsten bisherigen Eintrag auch noch drei neue Photoalben – der Campus, eine Galerie koreanischen Essens und ein paar Eindrücke der Innenstadt von Incheon – alle auch im Menü auf der rechten Seiten zu finden. Viel Spaß.

Eigentlich wollte ich doch nur etwas Essen. Aber wie heißt es so schön: Machen wir uns nichts vor, endet doch eh alles wieder im Exzess!

In der Lobby traf ich auf Ling, eine Chinesin mit der ich einige Tage zuvor eben dort wenige Worte gewechselt und wurde von ihr und ihren Freunden sofort ganz freudig begrüßt. (Wie man einen als westlicher Ausländer hier sowieso erstmal überall ganz freundlich begrüßt wird.) Nach dem Austausch einiger freundlicher Plänkeleien fragte man mich recht bald, was meine Pläne für den Abend seien, ich hatte keine und so ward es schnell beschlossen, dass ich die über 15-köpfige Truppe mit in die Stadt begleiten sollte. Mittlerweile könnte man meinen, ich sei es gewöhnt in den Bus zu steigen ohne zu wissen, wohin die Reise geht.

Wir endeten in der gleichen Gegend, wo wir bereits die Ankunft der Franzosen im Rio’s begingen, aber dieses Mal sollte es mich in ein Nore-Bang verschlagen, einen Gesangs-Raum. Nore-Bang kann in allen Größen mieten, zu Zweit oder zu Zwanzigst, aber der Zweck ist immer derselbe: Alkohol bestellen, trinken und Karaoke singen. Also wurden Soju und Bier (oder was man hier so Bier nennt, leicht bitteres Wasser halt) geordert und dazu gabs lecker Hähnchen und Reiskuchen. Letzterer hat mit dem süßen Reiskuchen auf meinen Bildern allemal die Konsistenz gemeinsam, denn man servierte ihn in scharfer Soße. In dieser Kombination erinnerte es mich an Kartoffelklöße und mundete gleich viel besser als jenes gesüßte Pendant, dessen Eigengeruch allein mich bereits in die Flucht schlagen konnte.

Unter den ganzen Koreanern stellte ich natürlich (mal wieder) die Sensation dar und so wurden bald die Rufe laut, ich möge anfangen zu singen. ‚Denn sie wissen nicht, was sie tun‘ dachte ich mir noch, und kam willig der Bitte nach mich vor der Meute zum Affen zu machen – und wenn die Jahre des darstellenden Spiels nur für das radikale Senken meiner Hemmschwelle gut waren. Auf die Schnelle habe ich zu Metallica gegriffen, wobei natürlich niemand „Whiskey In The Jar“ kannte.

Musikalisch ist Korea sehr regional geprägt, das heißt es gibt K-Pop und einige ganz wenige amerikanische Pop(-Künstler) und dann lange nichts. Wenn man also die Leute fragt ob sie von Legenden der Rock-Musik wie AC/DC, David Bowie oder Alice Cooper, und manchmal sogar Metallica oder Queen, etwas gehört haben, erntet man meist nur verständnislose Blicke. Nun habe ich selbst noch so manche klassische Bildungslücke, aber bereits am Bandnamen zu scheitern?

Nichtsdestotrotz wurde meine Darbietung mit frenetischem Jubel begrüßt, sogar noch als ich mit dem Singen schon angefangen. Das mag zum einem an dem sehr gnädigen Mikro gelegen haben, welches mit einem sehr dankbaren Hall ausgestattet, die Stimme des Interpretieren meist nur noch erahnen ließ. Zum anderen habe ich mir zu Metallica natürlich das Kopfschütteln nicht nehmen lassen – und wohl dosiert ist das bereits zu Hause ein altbewährter Partyspaß. Dahingegen kannte mein Entsetzen keine Grenzen, darüber was mit diesem herausragenden Stück Musik angestellt wurde – an meine Ohren drang da ein wohl spezieller Nore-Bang-Remix der gänzlich ohne E-Gitarren auskam, an derer statt man, ich vermute, ein Akkordeon vernahm. Wir sind hier doch nicht bei Humppaa!

Auch den restlichen Abend, bis Ling und ich recht zeitig aufbrechen mussten, um die Auflagen unserer Herberge noch zu erfüllen, erwies es sich als unmöglich eine gemeinsame Liedgutbasis zu entdecken. Jedwedes Lied, welches ich auch hätte singen können, war ihnen unbekannt und umgekehrt. Selbst für die unglaublich spaßige wie einfache Ghostbusters Titelmelodie ließ sich niemand begeistern. Und entgegen allen Sojus bewahrte ich mir den letzten Rest Würde, der mich davor bewahrte „Last Christmas“ zu singen.

Kaum eine Woche später traf ich in der Absicht mir ein Abendbrot zu erjagen Fatima und ihre Freundin Sun, die mich fragten, wie meine Pläne so ausschauen. Mein Idee ins Kino zu gehen, hatte sich kurz zuvor in Wohlgefallen aufgelöst und so ging das Spiel wieder von vorne los. Ziel war diesmal Bupyeong , Downtown Incheon. Hinter den stilechten Schwingtüren der „Western Bar“ Goose Goose saßen allerdings keine hartgesottenen Cowboys sondern fast ausschließlich Englischlehrer aus jeder Ecke des Planeten. Nick zum Beispiel kommt aus Neuseeland und war bereits bei unserer Ankunft gut dabei und seiner Contenance war der folgende Abend keinesfalls nur förderlich. Zwar hat er mehrfach versucht mich zum Rauchen zu verführen, aber gleichzeitig begegnete er bisher als Einziger, der Erzählung meiner Fernbeziehung mit der vollsten Überzeugung, wir befänden uns auf dem richtigen Weg. „Ihr schafft das schon!“ Das fand ich beeindruckend und ermutigend zu gleich. Seine Situation ist eine ganz ähnlich, lebt seine Freundin doch in Peru – auch kein Katzensprung von Südkorea. Nachdem ich sowohl beim Pool als auch beim Dart erfolgreich versagte, zog es uns weiter, der N’s Pub als nächste Station unserer Reise durch die Nacht von Incheon. Mit von der Partie Alex, Suns Freund, und Odi aus Kalifornien sowie natürlich Sun und Fatima. Man höre und staune Alkohol gab es von da an fast keinen mehr, denn dort haben wir hauptsächlich das gute Hähnchen und sehr ausgezeichnete Freedom Fries genoßen.

Kaum eine Stunde später brachen wir sofort wieder auf, sehr zu meiner Freude diesmal endlich um ein Nore-Bang aufzusuchen. Mit den beiden Kaliforniern und Fatima als Gesellschaft war es gleich weit einfacher eine gemeinsame musikalische Basis zu finden. Egal ob Manson, Creed oder R.E.M. – irgendwer konnte immer mitsingen. Gleichzeitig konnte ich mich mit Textsicherheit zu zum Beispiel The Killers selbst überraschen. Vermutlich kam sich Sun als einzige Koreanerin im Raum auf der anderen Seite leicht verloren vor – die Schulter von Alex war dafür aber bestimmt nicht der schlechteste Ort.

Eindeutiger Höhepunkt war dann eindeutig als die versammelte Truppe mit vollem Enthusiasmus die „Strophen“ zum Rammsteins „Du Hast“ mitschmetterte. Mein Haareschütteln hat unter den Anwesenden für derart viel Enthusiasmus gesorgt, dass man unbedingt bevor der Abend sich dem Ende neigte noch ein Kostprobe sehen wollte. So musste dann, mit nur noch wenigen Minuten auf der Uhr (so ein Raum wird nach Stunden bezahlt) „Zombie“ von den Cranberries herhalten. Davon gibt es jetzt auch Bilder – die augenscheinlich außer mir bereits jeder am Campus gesehen hat…

Müdigkeit beschlich nach und nach fast jeden im Raum, weswegen jene, die es konnten bald den Heimweg antraten. Blieben Fatima und ich, die wir zwar noch sehr gut laufen, aber dennoch nicht ins Wohnheim zurückkehren konnten. Für min. 3 Stunden wäre wir dort noch nicht willkommen. Ein Dach über dem Kopf bot uns DVD-Bang, eine Mischung aus Videothek und privatem Kino. Für nur 10.000 Won pro Nase verbachten wir vor einer mehrere Meter breiten Leinwand den Rest der Nacht mit den Inglorious Basterds. Die Sofagarniutr war mir allerdings etwas suspekt, in der Art, dass ich keinesfalls wissen wollen würde, was vorherige Besucher dort bereits alles angestellt – außer Filme zu schauen. Minki hat es auch sehr amüsiert, als ich ihm erzählte, ich hätte den Film mit Fatima allein gesehen – man geht wohl zumeist davon aus, dass Paare die DVD-Bangs primär für etwas Privatssphäre beziehen. Sollte der Portier doch denken, was er wollte.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden trudelten wir dann auch wieder am Campus ein und ich warte seit dem darauf, wann ich endlich wieder meine Stimmbänder beim Karaoke ramponieren kann – mein Kandidat der Wahl ist hierfür „Chop Suey“ von System of a Down.


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Teil VIII – To Paris with love

März 11, 2010
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An meinem Geburtstag gab es noch ein ganz besonderes Geschenk, mit dem ich wahrlich nicht gerechnet hätte. Am Freitag kam hier Leben in die Bude, als auf einen Schlag eine Gruppe von neun Franzosen im Wohnheim Quartier bezog. Und das mir. Dem frankophilsten aller Kinder unter der Sonne. Nun gut, selbst die Zeiten meiner persönlichen Ressitements gegenüber diesem Land, oder vielmehr seiner Sprache sind nunmehr bereits eine Weile vorüber, doch dass ich nun in Korea final einen Grund finde, auch ohne Ketten unser Nachbarland zu besuchen, erscheint mir schon eine seltsame Fügung des Schicksals. Oder auch einfach nur konsequent, geht doch die Idee meines Besuches hier auf meine Bekanntschaften in Great Britain zurück. Ach, wie klein ist Welt.

Freitag brachte auch meinen ersten Besuch eines koreanischen Kinos, dass sich allein im Ausmaß der gegebenen Beinfreiheit von den deutschen unterscheidet. Es gab Tim Burtons Interpretation von Alice im Wunderland zu sehen und leider blieb bei mir als großes Plus lediglich der englische Akzent der echten Schauspieler hängen. Im Gesamteindruck handelt es sich um die lieblose Effekt- und Aktionversion einer einstmals ganz zauberhaften Geschichte, die zu allem Überdruss auch noch ohne eine spannenden oder auch nur im Versuch wendungsreichen Plot auskommt.

Der Depp machte natürlich trotzallem eine gute Figur

Chronicles of Narnia meets Wonderland – Sleepy Hollow wäre mir als Sparring Partner lieber gewesen.

Sowie ich jedoch von diesem Ausflug nach Hollywood zurückkehrte, saß in der Wohnheimlobby eine Ansammlung ganz und gar nicht asiatisch dreinschauender Zeitgenossen. Noch nicht einmal Inder oder Araber (die ja, wenn man es genau nimmt auch Asiaten sind) derer wir hier auch einige haben (und zu denen ein gewisses Ghettoverhältnis besteht – die Europäer bleiben unter sich, die Inder bleiben unter sich und die Chinesen vermutlich auch… sollte man dringend ändern!). Die Neun waren/sind Studenten der Wassertechnik/Hydraulik aus Nizza und ganz frisch vom Flughafen in unsere luxuriösen Unterkünfte eingekehrt. Selbst leicht überwältigt von der hohen Anzahl vertrauter Gesichtszüge, habe ich sie direkt mit Fragen überfallen. Im Gegenzug konnte ich mich mit einigen Auskünften revanchieren, darüber was es gibt, was geht und was nicht. Da auch ihre Uni nicht zum ersten Mal Studenten nach Incheon entsandt hat, konnte sie mir leider bestätigen, was mir Philipp bereits erzählt hat. Der ab Montag anlaufenden Sprachkurs wird ungünstigerweise von einer Lehrkraft gehalten, die des Englischen nicht mächtig ist. Es bleibt also spannend.

Am nächsten Tag war es ursprünglich geplant mit Hana Eierkuchen zu fertigen, um sich dann auf Incheon zu stürzen. Sie hat sich allerdings krank gemeldet und so endete ich stattdessen als Fremdenführer auf den ersten Schritten in einer neuen Welt. Die Hälfte der Franzosen entschied sich jedoch als ihr erstes echtes koreanisches Mahl einen Bic Mac zu ordern. Urteil: Kein Unterschied zur Heimat. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass auch ich, entgegen besserer Vorsätze, bereits bei McDonalds eingekehrt bin, wobei den Bulgagi-Burger, den ich dort gespeist, wird man in Europa vergebens suchen. Was eigentlich schade ist, da diese koreanische Art Fleisch zu grillen mir besser schmeckt, als die normale Fast-Food Variante.

Der Burger war gewissermaßen der Schlusspunkt eines amüsanten Abends in einer erstaunlich britischen Bar im Zentrum von Incheon. Fatima kommt zwar auch aus Frankreich, lebt allerdings schon seit Anfang Dezember hier und kennt daher schon das ein oder andere interessante Fleckchen in der Stadt. Der Kontakt zu ihr und auch zu Fouad, seines Zeichens ebenfalls Franzose, der bereits das vergangene Semester mit Philipp hier verbracht hat, kam erstaunlicher erst über ihre Landsleute zustande. Mag es daran liegen, dass nationale Grenzen auch am anderen Ende der Welt noch erste Hürden setzen?

Den Regeln der Internierungsanstalt für entrechtete Studenten Süd-Koreas gedankt, endete der Abend früh, da eine Rückkehr nach Mitternacht… unerwünscht ist. Fünf Uhr Morgens öffnen sich die Pforten unseres trauten Heims zwar wieder, aber für einen ausgedehnten Trip durch die Nacht waren dann doch die wenigsten zu haben. Ich auch nicht unbedingt, hatte ich mir genau diesen Spaß erst zwei Nächte zuvor erlaubt, als mir Philipp einen kleinen Ausschnitt des Nachtlebens von Seoul zeigte. Erkenntnis: Soju, zwanzig prozentiger Reisschnaps, ist lecker – zu lecker wenn es nach meinem Kopf und meinem Magen am darauffolgenden Magen ginge. („I like Soju, bzt Soju doesn’t like me“ – wer errät auch welches Filmzitat ich mich beziehe kriegt ein Bienchen)

Aus diesem Grund kam mir die Zurückhaltung am Samstagabend eher entgegen, aber gewiss möchte ich der Bar bald wieder einen Besuch abstatte, die mich bei meinem Eintreten so lieblich mit den Klängen von E-Gitarren empfangen hat. Eine Erlösung von dem hier so allgegenwärtigen K-Pop Gedudel. Welcher Musikrichtung die meisten meiner Begleiter jedoch ihr Herz verschrieben haben, war unschwer am zufriedenen Nicken ihrer Köpfe zu erkennen, als die Jukebox für kurze Zeit auf bassbeflügelte Sprechgesänge umschwang. Die selbe Jukebox übrigens, die auch Manson spielen kann.


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Wir unterbrechen das reguläre Programm…

März 5, 2010
7 Kommentare

… für eine wichtige Mitteilung. 🙂

(aufgrund von Copyright infragments, kann ich hier leider kein Youtube-Video zeigen… dafür also ein Link:)

Die Prinzen – Heute ha ha habe ich Geburtstag

… das Lied wollte ich schon lang mal anbringen. *har*


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Teil III – The Hangover

Februar 25, 2010
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„Ich bin wach. Ich. Bin. Wach.“

Eigentlich ist alles wie immer – um 10.00 sollte ich im Office of International Affairs sein, um 9.33 bin ich aus dem Bett gefallen… und pünktlich war ich trotzdem. Die kleinen Bequemlichkeiten eines Internatszimmers. Gut das wären dann auch fast alle Bequemlichkeiten, denn die Maße meines Reiches belaufen sich auf grob 2.5 mal 2.5 Meter, die ich mir früher oder später noch mit jemandem Teilen darf. Allerdings habe ich meine gemütliche Ecke, darin einen angenehmen Stuhl und Zugang zum weltweiten Netz, also kein Grund zum Klagen.

Meine Welt auf gemütlichen 7 qm

Auch mein Körper fühlt sich bestens, denn abgesehen davon, dass ich mich keinesfalls wie 12 Uhr Mittags fühle, kann ich von einem Jetlag nicht viel ausmachen. Stellt sich heraus, der unregelmäßige Schlafrhythmus der vergangenen Jahre, die vielen durchtanzten Nächte, als perfekte Vorbereitung für den Sprung auf die andere Seite des Erdballs waren sie doch für etwas gut.

Als das Anstrengendste an diesem über 13 Stunden dauernden Sprung empfand ich die Wartezeit am Einreiseschalter. Das Ziel bereits zum Greifen nah, seit 20 Stunden auf den Beinen und gefühlt war es ca. 4 Uhr Morgens und sich dann eine ¾ Stunde in einer Schlange von Chinesen die Beine in den Bauch stehen, damit man meinen Reisepass abnicken kann. Als ich aus dem Flugzeug kam fühlte ich mich noch wach und erfrischt, Min-Ki, meinen liebenswerten Buddy und Helfer in allen Lebenslagen, hätte ich dann allerdings am liebsten erst einmal um zwei Streichhölzer für die Augen gebeten.

Von Beijing, der Zwischenstation meiner Reise in den Fernen Osten, konnte ich beim Passieren des Flughafens nicht viel sehen, bis auf einen wundervollen Sonnenaufgang im Nebel über dem Rollfeld – dafür hat sich das Umsteigen aber gelohnt. Der Flughafen selbst erschien mir mehr wie eine Karikatur Chinas, wie sie sich ein Europäer vorstellen würde. Als wesentlich interessanter empfand ich die Panik der Chinesen vor einer etwaigen Seuche, primär natürlich der Schweinegrippe. Im Flugzeug wurden alle Passagiere dazu angehalten Zettel auszufüllen, um ihren Gesundheitszustand anzugeben. Bei verlassen des Flugzeuges passiert der Reisende zuerst Wärmesensoren, um verdächtig hohen Körpertemperaturen auf die Schliche zu kommen und danach ist der Flughafen nicht arm an Hinweisschildern, die den Unbedarften dazu auffordern, sollte er jedwede Symptome einer Grippe zeigen, sich umgehend beim Flughafenpersonal zu melden. Wehe dem, der hier öffentlich niesen muss. Ein Schicksal das mir erspart blieb – dafür findet sich in meinem nicht mehr ganz jungfräulichen Reisepass ein fescher Stempel der Volksrepublik China.

Während der 8 Stunden Flug von Frankfurt über Sibirien nach Beijing hätte ich gern etwas geschlafen, aber die Enge der Economy Class, sowie ein sehr komfortables Film-Menü hielten mich davon ab. Somit habe ich die Zeit vielmehr damit verbracht, gravierende Lücken meiner cineastischen Bildung zu schließen. Den Anfang macht „Caroline“, die noch auf einem der 7 Video-Kanäle in Endlosschleife flimmerte. Anschließend fand ich heraus, wie ich die freie Filmauswahl mit der beidseitigen Fernbedienung funktioniert und der Rest des Flugs ist schnell erzählt: „G.I.Joe“, „The Ugly Truth“ und „Transformers II“. Erster gäbe meiner Meinung nach ein wesentlich besseren Star Wars Nachfolger ab als alle drei neuen Teile zusammen. Alles was dem Streifen zur herausragenden Space-Saga fehlt, ist der Hauch des märchenhaften, der die Orginal-Filme stets umwehte. „Es war einmal, vor langer Zeit…“ – ach und der Weltraum fehlt natürlich auch, das fällt aber nicht weiter auf.

Die Qualität des Essens bewegte sich ungefähr auf dem Niveau von Schulkantinen, Hanse-Menü lässt grüßen, und die Stewardessen versprühten auch ungefähr die gute Laune wie das damals übliche Küchenpersonal. Freude an der Arbeit sieht anders aus.

Irgendwo unterwegs fand sich sogar Zeit das koreanische Alphabet zu lernen – dabei ist es dann allerdings auch geblieben.

Morgen soll es dann mit einem wahrlich spannenden Thema weitergehen: Ein erster Bericht über das Essen im Land der Morgenstille, hoffentlich satt und zufrieden in die Tasten gegeben.


Veröffentlicht in Kino & Film, Reise
    Eine kleine Reise durch das Land der Morgenstille
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